Aktuelles

Andacht

 

Heute schon gesungen?

Liebe Leserin, lieber Leser,

in Torgau und Umgebung wird viel gesungen – zum Glück! – denn es gibt allein in der Stadt ein halbes Dutzend Chöre, in denen vom Kind bis zur Seniorin alle Generationen vertreten sind und mit Leidenschaft singen. Natürlich kann man auch woanders singen... zu Hause, am Abend mit den Kindern, unter der Dusche oder auf dem Fußballplatz. Singen ist eine wunderbare Möglichkeit, sich auszudrücken und seine Gefühle zu artikulieren. Singen stiftet Gemeinschaft und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Singen beeinflusst unsere Psyche – und zwar positiv! – und stärkt Körper und Geist. Singen bringt unsere Seele zum Schwingen und vermag es, unser Innerstes zu erreichen.

titel0424All das wusste wohl auch schon Martin Luther, der selber gern und gut sang. Und so beschloss er, Lieder zu verwenden, um den Menschen den Zugang zur Bibel, zum Glauben und zu den reformatorischen Gedanken zu erleichtern und ihnen eine aktive Mitgestaltung der Gottesdienste neuer Prägung zu ermöglichen. Dazu bedurfte es natürlich deutschsprachiger Lieder, da das einfache Volk kaum Latein beherrschte. Der Reformator begann, Lieder zu dichten und auch selbst zu vertonen und fand in Johann Walter, der als Sänger an den Torgauer Hof gekommen war, einen fähigen Mitstreiter. Die erste Sammlung evangelischer Lieder (es waren ganze acht) erschien vor genau 500 Jahren in Nürnberg, eine weitere in Erfurt. Im selben Jahr brachte Johann Walter ein erstes Chorbuch mit mehrstimmigen Chorsätzen heraus: das „Geystliche Gesangbüchlein“, und legte damit den Grundstein für die evangelische Kirchenmusik. Seitdem wird in evangelischen Gottesdiensten nicht nur der Gemeindegesang gepflegt, sondern auch Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude vielstimmig gesungen. Der vom „Urkantor“ Johann Walter in Torgau ausgesäte Same ging üppig auf und trug reiche Früchte in den Werken namhafter Komponisten wie Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Max Reger, Anton Bruckner und vieler anderer. Noch wichtiger: unzählige Sängerinnen und Sänger hatten nicht nur Freude am und beim Singen, sondern sie fanden nicht selten auch durch das Singen in den Kantoreien und Chören landauf, landab zum Glauben oder lernten mittels gesungener Verkündigung die Frohe Botschaft kennen und schätzen.

All das ist genug Grund, um in großer Dankbarkeit und Freude ein frohes Festjahr zu begehen unter der Überschrift „500 Jahre Evangelisches Kirchenlied“. Nach der Eröffnung desselben Ende Februar und dem ersten Konzert mit 50 jungen Menschen Anfang März nimmt es nun richtig Fahrt auf: jeden Monat gibt es sowohl musikalische Höhepunkte der Reihe FIDES CANTAT („Der Glaube singt“) als auch Liedpredigten, bei denen prominente Gäste jeweils eines der 500 jährigen Lieder auslegen. Es lohnt sich, die Termine im Kalender vorzumerken!

Herzlich –
Ihre Pfarrerin Christiane Schmidt