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Andacht

titel1025Kürzlich entdeckte ich, als ich morgens kurz nach sieben noch etwas verschlafen die Terrassentür zum Lüften öffnete, einen wunderbaren doppelten Regenbogen am Himmel – in einer durchaus ungewöhnlichen Richtung, nämlich im Westen. Dieses intensive Leuchten (leider nur ansatzweise durch die schnell gezückte Handykamera eingefangen) brachte mich zum Staunen, mir ging das Herz auf. Und wie immer, wenn ich einen Regenbogen sehe, dachte ich an den Zuspruch Gottes aus dem 1. Buch Mose:
„Ich schließe einen Bund mit euch und mit allen Lebewesen bei euch. Er gilt für alle künftigen Generationen. Und dies ist das Zeichen, das an den Bund erinnern soll: Ich setze meinen Bogen in die Wolken. Er soll das Zeichen sein für den Bund zwischen mir und der Erde.“ Denn: „Nie wieder will ich die Erde wegen der Menschen verfluchen. Denn von Jugend an haben sie nur Böses im Sinn. Nie wieder will ich alles Lebendige so schwer bestrafen, wie ich es getan habe. Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

Diese Verheißung Gottes am Ende der Geschichte von der Sintflut hat uns Menschen ein ums andere Mal gerettet – und tut es wohl auch heute noch. Wenn man sich auf unserer Welt umschaut, egal, ob mit Blickrichtung in die Geschichte oder in unserer Zeit, gäbe es unzählige Gründe für eine neuerliche Sintflut. Die Menschen scheinen nichts dazuzulernen aus den Kriegen der Vergangenheit und Egoismus; skrupelloses Machtstreben und alle möglichen anderen schlechten Eigenschaften der angeblichen „Krone der Schöpfung“ scheinen durchsetzungsstärker als alle guten Vorsätze und Bemühungen um Gerechtigkeit und ein gutes Miteinander.

Und dann lese ich heute den Leitspruch für den Monat Oktober aus dem Lukasevangelium (17,21): Jesus Christus spricht: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Da staune ich schon wieder, denn es fällt gar nicht leicht, Anzeichen dafür zu entdecken, oder? O doch, wenn ich darüber nachdenke, dann erkenne ich durchaus Anzeichen: in der Fülle der Farben, Gerüche und Geschmackserlebnisse des Herbstes – zum Erntedankfest durften wir Kostproben davon in unseren Kirchen erleben; in einer Gebetsgemeinschaft an einem Sterbebett, voller Dankbarkeit für Gewesenes und Hoffnung auf Künftiges; im fröhlichen Feiern beim Tauf(erinnerungs)fest im ehemaligen Laga-Kirchenwäldchen; in einer Kirche voller Gesang bis unters Gewölbe auf de 2. Empore (in Belgern zum Regionalen Chortag) zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen!

Es gibt viele Momente und Dinge im Leben, die uns in Erinnerung rufen, wie gut es Gott mit uns meint. Und es tut gut, immer mal wieder daran erinnert zu werden, z. B. durch einen wunderschönen Regenbogen am Himmel. Spannend und zugleich tröstlich finde ich, dass offenbar Gott selbst auch diese Erinnerung braucht, denn er setzt den Bogen ausdrücklich dazu in die Wolken, damit er dadurch an sein Versprechen erinnert werde, die Welt mit allem, was dazu gehört, zu bewahren.

So spannt sich Gottes Bogen über unsere von allerlei Übeln geplagte Welt und die Sonne geht gleichermaßen über guten und bösen Menschen auf… wir dürfen darauf vertrauen, dass wir in Gottes Barmherzigkeit geborgen sind und daraus Kraft und Mut schöpfen uns dafür einzusetzen, dass das kleine Stück Welt um uns herum so heil und gut und lebenswert wie möglich ist und damit vielleicht sogar dem Reich Gottes den Weg ebnen.

Einen segensreichen Herbst wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Christiane Schmidt